Geschichte auf dem Seeweg
Ist es denn überhaupt möglich, eine Weltgeschichte zu schreiben, nicht unter der Perspektive des Festlands, sondern vom Meer aus gesehen? Der Historiker David Abulafia mit seinem Spezialgebiet des Mittelmeerraums ist ein Fachmann der Ozeane und hat mit diesem wunderschön gestalteten Buch „Das unendliche Meer“ sein Opus Magnum geschrieben. Ein Meisterwerk der historischen Wissenschaft, das sich aber liest, wie eine spannender Roman. Als der Mensch die Welt zu erobern begann, bedurfte es der Schifffahrt. Die Polynesier bewiesen es, dass man mit ganz einfachen Booten und ohne Kompass, selbst längste Strecken auf den gefährlichen Ozeanen überwinden konnte. Viele Kulturen erreichten erst an Bedeutung, als sie anfingen, über die Meere hinweg sich mit anderen Völkern auszutauschen. Für die Ureinwohner Amerikas stellte aber der Atlantik für Jahrhunderte einen Schutz dar, der nach der Eroberung, durch die alles dominierenden europäischen Weltmächte, verloren ging. Das Meer bedeutete in der Vergangenheit immer auch eine große Herausforderung und ein Abenteuer. Viele Händler machten vor der Abfahrt zu den Küsten Arabiens oder Indiens ihr Testament, denn nicht wenige kehrten von ihren Handelsfahrten nicht mehr zurück. Abulafia beweist mit seinem Buch, wie unendlich und grenzenlos das Meer doch ist und wieviel Einfluss es auf die Geschichte der Menschheit genommen hat. Auf über 1000 Seite heißt es Leinen los und hinein in ein so gelungenes, historisches Buch, das den Leser über die Gezeiten trägt.


David Abulafia
„Das unendliche Meer“

Die große Weltgeschichte der Ozeane
1168 Seiten
S. Fischer Verlag
68,- Euro