Weibliches Weltpanorama
Ab 1900 ist die Weltliteratur nicht mehr nur ein Gruppenbild mit Dame. Die Frauen beginnen sich dieses Terrain zu erobern und sorgen endlich für weibliche Stimmen, die damit die literarische Moderne ganz entscheidend mitprägen. Das künstlerische Selbstverständnis der Frauen ist aber keineswegs einstimmig, ganz im Gegenteil - das Konzert der Weltliteratur ist deutlich farbenfroher geworden. Das ist aber nicht nur den Schriftstellerinnen Europas zu verdanken, die Frauen erhoben überall auf der Welt ihre Stimme. Die patriarchalische Sicht, nicht nur auf die Dichtung, auch in den Wissenschaften, der Kunst und der Musik, wurde in Frage gestellt und geriet ins Wanken. Das ging mit einer politischen Emanzipation einher, denn nur so konnte sich die weibliche Sichtweise, das Denken und Fühlen der Frauen, Geltung verschaffen.
Sandra Kegel sammelte weltweit Kurzgeschichten von Frauen - ein Mammutprojekt. So entstand ein längst überfälliges Panorama, das aus allen „Frauenländern“ weibliche Erzählkunst präsentiert. Manche der 101 Kurzgeschichten aus 25 Sprachen sind zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt. Für die deutschsprachigen Leserinnen und Leser wird manche Autorin aus dem 20. Jahrhundert eine Neuentdeckung sein und im Kanon der vorgestellten Schriftstellerinnen wird die ein oder andere aus einem neuen Blickwinkel zu sehen sein. Man wünscht sich eine Fortsetzung dieses Projekts, einen Blick auf die Frauenliteratur, der in die Gegenwart hineinreicht.

„Prosaische Passionen“
Die weibliche Moderne in 101 Short Stories
Herausgegeben: Sandra Kegel

928 Seiten
Manesse Verlag
40,- Euro