Geschichtsschmöker mit neuem Blick auf Europa

Kein Wunder, dass der englische Historiker nach seiner Geschichte des Hauses Habsburg bei seinen Forschungen in Mitteleuropa geblieben ist. Mehr noch, er hat eine neue Geschichte Mitteleuropas geschrieben und damit auch versucht, dem schwammigen Begriff über die Geografie hinaus eine neue Definition zu geben. Er findet neue, andere Grenzen, die doch sehr mit der besonderen Geschichte jener Region vom Rhein bis zu den Karpaten zusammenhängen. Diese grenzt sich ab von den westlichen Ländern, die viel früher ihren Weg zur Demokratie gefunden haben. Doch in erster Linie können sich die Leser auf wunderbare und lehrreiche Lesestunden freuen, wenn Hunnen, Mongolen und Awaren jenes Mitteleuropa bedrängen, wenn Karl der Große vom neuen Römischen Reich spricht, wie Jahrhunderte später Napoleon dieses über den Haufen rennt und wie der unsägliche Nationalismus zu den Katastrophen des 20. Jahrhunderts führt. Geschichtsbücher in solch einem Umfang, die von Epoche zu Epoche wandern, die dann auch noch so verständlich geschrieben sind, wie es bei den englischen Historikern Tradition ist, eignen sich doch bestens, um über die Feiertage in ein großes Lesevergnügen einzutauchen.


Martyn Rady
„Vom Rhein bis zu den Karpaten“

Eine neue Geschichte Mitteleuropas
688 Seiten
RowohltVerlag
38,- Euro