Über Politik und Liebe
Wenn Navid Kermani in seinem neuen Buch auch keine Synthese der beiden Begriffen findet, so sucht er doch nach Perspektiven für das Gute in dieser sich so rasant verändernden Welt. Die Güte ist es und das Öffnen der Herzen, um, wenn nicht Verständnis, so doch Toleranz für den anderen zu finden. Kermanis Buch beinhaltet sehr persönliche, aber auch politische Reden, die er in den letzten Jahren gehalten hat, sei es der 18. Geburtstag der jüngsten Tochter oder die Trauerrede für einen Freund. Nicht umsonst gilt der Autor und Friedenspreisträger gegenwärtig als einer der wichtigsten deutschen Intellektuellen, der in seiner Klarheit von allen verstanden werden kann. Für den Frieden und die Freiheit zu kämpfen, dafür plädiert er, der Frieden und die Freiheit, in denen er und seine Generation in Deutschland groß geworden sind – damit wir dieses Glück nicht verlieren. Er hofft auf die jüngere unbefangene Generation, deren Zukunft wir als Eltern nicht noch mehr verbauen sollten. Er glaubt mehr denn je an die Notwendigkeit eines vereinten und starken Europas. Je größer die Divergenzen auf der Welt sind, Kriege, Gewalt und Unfreiheit, desto stärker wird die Bedeutung unserer europäischen Gemeinschaft. Die Musik ist für ihn eines der Mittel, unsere Herzen zu öffnen, damit sich Menschen in der Gemeinsamkeit eines Konzerts über politische Differenzen hinweg dem Wohlklang hingeben. Es braucht Räume, Orte, in denen sich gegensätzliche Menschen treffen und wieder annähern können.